3D Druck im Flugmodellbau
Bis vor nicht allzulanger Zeit schien es undenkbar, ein komplettes (und brauchbares) RC-Flugmodell im
3d-Druckverfahren herzustellen. Die ersten Modelle flogen mehr oder weniger gut, waren schwer und
zerbrechlich.
Inzwischen ist es mit modernen Filamenten möglich, leichte und trotzdem robuste Modelle mit nahezu jedem
3d-Drucker zu fertigen.
Flugmodelle im 3D-Druckverfahren herzustellen ist dennoch eine besondere Challenge. Sie müssen leicht und auch stabil sein. Aber es ist möglich!
Zur Konstruktion und zum Aufbereiten der Druckdateien benutze ich ausschließlich Open-Source-Software auf meinem Linux-basiertem PC. Damit lassen sich erstaunliche Ergebnisse in hoher Präzision erzielen. Man muss jedoch manchmal dazu bereit sein, ein wenig um die Ecke zu denken.
Meine Modelle sind für einen "Standarddrucker" mit einem Bauraum von 200x200x200mm konzipiert. Man
benötigt also keinen extragroßen Drucker, auch wenn das Modell am Ende eine Spannweite von deutlich über
1000mm aufweist.
Die gedruckten Einzelteile werden mit Sekundenkleber oder auch Epoxidharz zusammengeklebt.
Die Stabilität meiner Modelle ergibt sich nicht aus den gedruckten Teilen, sondern aus Carbon- oder
GFK-Stäben, die die Teile zusammenhalten und beim Zusammenkleben ausrichten.
Nachteile 3d-gedruckter RC-Flugmodelle
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3d-gedruckte RC-Flugmodelle sind weniger stabil als Modelle aus EPP oder XPS. Daher sind sie meiner Meinung nach auch nicht für Anfänger geeignet.
Man sollte ein Flugmodell sicher starten und landen können, sonst hat man nicht lange Spaß an seinem Flieger aus dem 3d-Drucker. -
Modelle, die aus "normalem" PLA oder PETG gedruckt werden, gehören nicht gerade zu den Leichtgewichten. Das zusätzliche Gewicht muss durch eine höhere Grundgeschwindigkeit ausgeglichen werden. Sie müssen auch schneller gelandet werden, als gleichgroße Modelle aus XPS-Schaum oder Balsaholz.
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Die Druckzeit eines Flugmodells liegt häufig bei 100 Stunden und darüber. Man muss sich also in Geduld üben, bis man alle für den Aufbau benötigten Teile gedruckt hat.
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Für Modelle über 1,50m Spannweite benötigt man nicht selten mehr als eine Rolle Filament. Dennoch sind die Druckkosten im Vergleich zu einem gleichgroßen Baukasten- oder Fertigmodell eher geringer.
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Ein Nachteil von PLA, den man unbedingt beachten sollte ist die geringe Temperaturstabilität des Materials. Diese liegt bei ca. 50°C. Darüber fängt das Modell an weich zu werden.
Ein Modell aus PLA im Sommer mittags in der prallen Sonne auf dem Flugfeld liegen zu lassen ist keine gute Idee!
Lässt man sein PLA-Modell im Hochsommer im heißen Kofferraum seines Autos, das man gerade in der prallen Sonne geparkt hat, hat man nach relativ kurzer Zeit einen undefinierbaren Plastik-Klumpen!
Da ich aber sowieso nicht in der größten Sommerhitze fliege, ist das für mich auch kein Problem.
Vorteile 3d-gedruckter RC-Flugmodelle
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Kleinere Unfälle und Reparaturen lassen sich häufig mit ein paar Tropfen Sekundenkleber erledigen.
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Defekte Teile lassen sich einfach nachdrucken.
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Auch wenn die reine Druckzeit lange ist, der Zusammenbau eines 3d-gedruckten Modells nimmt mit ein wenig Geschick und Erfahrung nur wenige Stunden in Anspruch.
Sind die Teile konstruktiv gut durchdacht und passgenau, ist der Aufbau auch für weniger geübte Modellbauer gut machbar. -
Mit neuartigen, aufschäumenden Filamenten lassen sich sehr leichte Modelle drucken, deren Flugeigenschaften an die von "Schaumwaffeln" durchaus herankommen.
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Der "Coolness-Faktor" eines 3d-gedruckten Modells ist immer noch groß.